Leben ist das, was passiert, während man sich ganz was anderes vorgenommen hat.
Manchmal stellt einem das Leben schwierige Aufgaben und man muss vermeintlich Wichtiges loslassen. Meistert man diese Aufgabe, so entsteht neuer Raum und es öffnen sich Türen, an deren Existenz man bisher nicht glaubte. So oder ähnlich erging es mir. Meinen geliebten Garten musste ich zurücklassen, darf aber seitdem in meinem Mosaikatelier der Kreativität freien Lauf lassen. Schnell war klar, dass eine 15jährige Abstinenz dem noch immer vorhanden Mosaik-Suchtpotential nichts anhaben konnte.
Die Reise beginnt …
Den Impuls, selbst Mosaike zu gestalten und die Begeisterung für die Mosaikkunst fand ich vor vielen Jahren auf Reisen. Die riesigen Skulpturen von Niki de Saint Phalle im Tarot Garten in der Toskana berührten und inspirierten mich vom ersten Moment an. Geschmückt mit Mosaiken aus Spiegeln, Glas und Keramik sind sie voller Farbe und Lebensfreude. Ebenso begeisterten mich die Werke von Antoni Gaudí in Barcelona und Bruno Weber in Dietikon. Ich wollte auch so was Schönes machen und erkannte schnell, dass Mosaizieren die Kunstform war, in der ich mich ausdrücken konnte. In meinem ersten Atelier im Kanton Bern probierte ich munter drauf los und klebte und verfugte alles, was sich halbwegs dazu eignete. In dieser Zeit entstanden Bilder, Skulpturen, Blumentöpfe, Kugeln, Windlichter, Lampen, Tische etc. sowie ein Pizzaofen und eine 3.5 m hohe Säule die den damaligen Garten zierten. Ich war so begeistert, dass ich nicht mehr aufhören konnte und unzählige Mosaike erschuf.
In meiner 15-jährigen Zeit in der Zentralschweiz rückte Mosaik zugunsten des Gartens und seiner Gestaltung in den Hintergrund. Pflanzen waren und sind schon immer eine grosse Leidenschaft von mir.
Mein grosszügiges Atelier in Davos bietet mir die Möglichkeit, erneut in die Welt des Mosaiks einzutauchen, in Farben und Formen zu schwelgen und beim meditativen Gestalten Entspannung zu finden. Die Farbenpracht und Vielfalt der Materialien inspirieren mich bei jedem Mosaikobjekt erneut. Die Zeit im Atelier gehört nur mir. Hier erlebe ich Entspannung, innere Ruhe und Konzentration. Dies ohne Zeitdruck und in meinem eigenen Rhythmus. Ein Mosaik zu gestalten lässt mich vom Alltag abschalten, macht mich ruhig, ausgeglichen und glücklich. Es ist eine Arbeit, die hohe Konzentration erfordert, denn jeder Stein, jede Scherbe fordert meine Aufmerksamkeit und lassen mich dadurch in einen Flow-Zustand kommen.
Heute frage ich mich ernsthaft, wie ich 15 Jahre ohne Mosaik leben konnte! Ich bin dankbar und freue mich sehr, dass ich meine Mosaikreise nach diesem 15-jährigen Zwischenstopp nun fortsetzen darf. In meinem Kopf schwirrt es nur so vor Ideen und möglichen neuen Mosaikprojekten. Nicht nur der meditative Aspekt sondern auch der Aspekt des Upcycelings – aus etwas Zerbrochenem etwas Neues, Ganzes und Schönes zu erschaffen – begeistern und faszinieren mich jeden Tag aufs Neue.